
Ein wunderbares Spiel der Sinne beginnt und dreht sich ab nun vor allem um eins: «die Zahl Phi». Über die Leinwand werden die Zuschauer zu insgesamt vier Tests eingeladen. Die geheimnisvolle Zahl Phi (Wert: 1,6180339) wird dabei als echte Wunderzahl erschlossen: «Die Geometrie allen organischen Lebens basiert auf der Zahl Phi.» Damit ist klar, auch alle menschlichen Bewegungen, alles Organische, unser Körper, die Musik und das ganze Universum, alles ist berechenbar und Phi letztlich die universale Messzahl des Lebens.
In dieses zauberhafte mathematisch-logische Spiel mit dem reinen Wert der körperlichen Bewegung geknüpft: das Blind Date, der Titel des Tanz-Experiments des ms-tanzwerks von Mario Heinemann, das sich mit der Frage auseinander setzt, was und wie viel wir von uns persönlich noch zulassen, wenn wir uns dem «Fremden» preisgeben mit kritischem Blick auf die Anonymität moderner Kommunikationstechnik.
«Suche liebevoll veranlagten Mann, nicht ortsgebunden, nicht älter als 38 Jahre, unkonventionell, gleichbleibend dynamisch, aufgeschlossen, schwingend belastbar», skandieren die beiden Tänzerinnen Isabel Hein und Bärbel Strehlau den Kontaktanzeigentext ihres Traummannes immer wieder neu mit starrem Blick in den Raum, bevor sie sich selbst dem Tanz der Gliedmaßen und Geometrien hingeben.
Ein nackter Körper wird vermessen, zum Ende hin werden, wie auch die Bewegungen des Pärchens, alle Formen runder, verlieren aber nie ihre Exaktheit.
Letztlich wird uns quasi die Lösung präsentiert: «You can find me if you want me in the garden», ertönt die Musik. Das Zusammenspiel der Medien, ob Video-, Licht- oder Musikeffekte: Alles verbindet sich mit den faszinierenden Bewegungen der Körper zu einem perfekten Ganzen und erinnert uns daran, dass wir nur zusammenfinden, wenn wir uns tatsächlich sehen und spüren - eben nur in natura.
Anja Wassong
Quelle: Aachener Zeitung
Photos: Günter Krämmer
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